…oder, warum ich an meiner Erwartungshaltung arbeiten muss ;-)
Kurzurlaub am wunderschönen Mittelrhein: Was hatten wir uns auf unseren kleinen Urlaub gefreut! Dort, wo wir immer eine tolle, gemütliche Zeit miteinander verbracht haben und bei einem guten Schoppen und einem köstlichen Mahl, die liebe Göttin eine gute Frau sein lassen konnten. Doch meistens kommt es anders als man denkt.
Der Koch unseres Lieblingshotels (in dem wir einige Tage zu logieren gedachten) hat sich vom Acker gemacht. Aus Mangel an Gästen war der Schankraum geschlossen! Nun standen wir da! Ein wenig wie die begossenen Pudel und total enttäuscht! Nix da, mit den gemütlichen Abenden, wo man selig und voller toller Eindrücke nur die altehrwürdige (schon vom alten Blücher begangene) Stiege erklimmen brauchte, um dann ins duftige Bett zu fallen.
So mussten wir am gestrigen Abend noch einmal raus aus unserem Hotel (was bei 3 Grad und Ostwind nicht wirklich eine Freude war), eine andere Futterkrippe und einen gemütlichen Schankraum für die abendliche Unterhaltung suchen.
Wir sind der Empfehlung unseres Hoteliers gefolgt und bei seinem Nachbarn, ein Stückchen die Straße weiter unten, eingekehrt. “Das ist ein guter Koch”, sagte er. Und so folgten wir seinem wohlgemeinten Rat.
Beim Betreten dieser Gaststube sagte die innere Silke: “Bist du dir sicher, dass du hier etwas essen möchtest?” Mein Gatte ging unterdessen schon zielstrebig auf einen der Tische zu. Er hatte schließlich meinem inneren Dialog nicht folgen können… . Welch Glück, wir waren nicht allein. Dort saßen richtige Menschen, ein älteres Pärchen, und, sie hatten auch richtiges Essen auf ihren Tellern! Warum ich dass jetzt so betone? Weil ich an diesem Abend zeitweise das Gefühl hatte, mich außerhalb der Realität zu befinden. Wahrscheinlich kennen einige von Euch dieses Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist? Vielleicht sollte ich mir auch nicht so viele Krimis angucken…
Da saßen wir nun, an einem Tisch, der in den 70ern eigentlich schon einmal hätte aufgearbeitet werden müssen und der, mit der modernen Papiertischdecke, ein nicht wirklich harmonisches Bild ablieferten wollte. Die Krümel und Flecken komplettierten das Arrangement.
Wir warteten eine gute viertel Stunde auf jemanden, der uns bedienen wollte. Das war ausreichend Zeit, damit Frau sich ausgiebig in der Schankstube umsehen konnte. Eine Zeitreise! Und das meine ich ohne irgendeine romantische Verklärung! Dann sagte ich zu meinem Mann: “Ich finde es hier ein wenig spooky.” Der war jedoch vertieft in die, seeehr übersichtliche, Menu-Karte. Ich hatte das Wort “spooky” noch nicht ganz ausgesprochen, da sah mich der fremde Mann am anderen Tisch an und…
…fragte (auf Englisch), ob wir ein wenig Englisch sprechen würden. Sie kämen aus Australien und…
Der Bann war gebrochen, der Abend zwar nicht gerettet, doch ich war wieder in der Realität angekommen.
Wir haben die Segel gestrichen und, direkt nach dem Frühstück, die Heimreise angetreten.
Und dann hab ich mich vorhin dem vollkommen sinnfreien Tun gewidmet und eine Foto-Collage erstellt, ohne Erwartungshaltung! Einfach so…, weil mir danach war. Grundlage für dieses nette Bildchen ist eine prächtige und große Perle aus Klar- und Silberglas. Und weil es so herrlich verrückt ist, hat diese Collage den Titel: “Vis-a-vis mit dem Seepferdchen” :-))